Enndingen

Stadt an der Enn

Zugbildung: Ende einer Legende.
TEE 15 und TEE 17 „Rheingold“ im letzten Einsatzjahr 1987

Ein Gastbeitrag von Georg Zebisch, Juli 2017

Der Zug endet nicht hinter der Lok

Berichte über am Vorbild orientierte Züge faszinieren mich schon seit einigen Jahren. Daher habe ich begonnen, auch meine Züge abhängig vom nötigen Rechercheaufwand, der Modellverfügbarkeit und Lust nach Genauigkeit mal mehr, mal weniger am Vorbild zu orientieren. Den TEE 15 „Rheingold“ in seinem letzten Betriebsjahr 1987 möchte ich hier vorstellen. Beginnen wir mit dem Zugbild des Rheingold:

Leider sind beiden Bilder nicht sehr scharf, aber es reicht, um die vier Waggontypen in der Reihung richtig zuzuordnen.

Warum dieser Zug?

Rheingold. Dieser Name löst bei Eisenbahnfans seit jeher Begeisterung aus. Vielleicht hat er ja auch etwas Mystisches. Gehört er doch in die Riege der Luxuszüge und verkörpert eine längst vergangene Zeit des Reisens. Meine „Einstiegsdroge“ in Sachen Rheingold, war ein Modell des Aussichtswagens von Lima mit der charakteristischen Kuppel (daher auch „Domecar“ genannt). Die beiden Sonderhefte des „Eisenbahn Journal Special“ „1/2007 Die TEE-Story“ und „1/2011 Rheingold“ gaben den Blick frei auf die Vielfältigkeit der Rheingold-/Rheinpfeil-Züge in den vergangenen Jahrzehnten. Die letzte Ausprägung dieses Zuges (1983 – 1987) war jedoch in Spur N mangels Modellumsetzung leider nicht zu realisieren. Daher war es umso erfreulicher, als in 2017 die beiden Sets des als „Rheingold '83“ bezeichneten Zuges erhältlich waren.
Der Zug lässt über seine Varianten einen abwechslungsreichen Betrieb auf der Anlage zu. Man kann ihn bei geeigneten Platzverhältnissen als ganzen Zug - Stamm und Flügelzug mit acht Wagen - fahren, das Abkoppeln des Flügelzugs nachstellen oder, bei kleinen Anlagen, Stamm- und/oder Flügelzug - mit je nur vier Wagen - getrennt fahren lassen.

Das Vorbild: der TEE 15 „Rheingold“ 1987 im Abschnitt Emmerich --> Mainz

Die Deutsche Reichsbahn führte den FFD Rheingold 1928 als Luxuszug zwischen Hoek van Holland und Basel ein. Nach dem Krieg wurde er 1951 im blauen F-Zug Netz der Bundesbahn wieder aufgestellt. 1962 wurde der Rheingold und 1963 der Rheinpfeil als F-Zug mit exklusiven, neuem Wagenmaterial, vor allem dem Buckelspeisewagen und dem Aussichtswagen standesgemäß aufgewertet. Durch die Erhebung in den Rang eines Trans-Europ-Express (TEE), wurde das dort verwendete rot-beige Farbschema an beiden Zügen angebracht. Alle genannte Züge verkehrten ihrem Anspruch nach ausschließlich 1. Klasse. Als der Stern des TEE-Systems zu sinken begann, wurden Anfang der 80er viele TEE aufgegeben oder in das neue IC-System überführt.

Aber der „Rheingold“ machte hier wieder eine Ausnahme, denn man wollte ihn nicht sterben lassen. Dazu war es notwendig, eine neue Verwendung zu finden, um seinen Bestand zu rechtfertigen. Man kam auf die Idee, ab Mannheim einen Anschlusszug nach/von München über eine ungewöhnliche Strecke zu führen, die zwar eine längere Fahrzeit benötigte, den Reisenden aber eine landschaftlich reizvolle Strecke bot. (vergl. Goette Peter, „Rheingold“, EK-Verlag 2014)
Der Rheingold '83 war geboren. Er sollte der letzte deutsche TEE sein, denn im Mai 1987 fand auch er sein Ende. Der Name Rheingold wurde bis heute nicht wieder für einen Zug verwendet.

Der Zug startete 1983 mit dem überarbeiteten Wagenmaterial, zu erkennen an den orangen Zierstreifen, als TEE 6 (Basel – Amsterdam/Emmerich) bzw. TEE 7 (Amsterdam/Emmerich – Basel). Der Flügelzug Mannheim – München war TEE 16 bzw. 17. Der Mannheim/Münchner Flügel bestand aus nur drei Wagen (Großraum-, Club- und Abteilwagen). Zuglok war anfänglich eine BR 111 später in der Regel eine BR 112. Im Clubwagen stellten sich deutsche Urlaubsregionen vor und es wurden Unterhaltungsprogramme angeboten. Es gab sogar im Sommer 86 eine Whirlpool-Wanne! Im Winterfahrplan 1983/84 und 1984/85 verkehrte kein Flügelzug. Der Clubwagen fuhr dann im Stammzug TEE 6/7 mit. Ab Juni 1985 wurde der Flügel verändert. Er fuhr nun ab Mainz nach München und wurde im Sommer bis Salzburg verlängert. Auch hatte er noch einen Abteilwagen dazubekommen und hatte somit vier Waggons. Zuglok war 1985 und 1986 eine BR 112, 1987 eine BR 103. Ab Juni 1986 bekam der Stammzug eine neue Nummer und fuhr als TEE 14/15. Am 30. Mai 1987 fuhr der „Rheingold“ ein letztes Mal.  

Die vier Wagentypen im Original

Abteilwagen Avmz 111.1

Für den Rheingold von 1962 wurden neue Wagentypen entwickelt. Der Abteilwagen mit neun Abteilen von Typ Av4üm-62 (später Avmz 111.0) wurde Vorbild für alle später gebauten Abteilwagen des TEE/IC-Verkehrs. Für den Rheingold ´83 wurden 15 Wagen der Bauart Avmz 111.1 (mit Steildach) herangezogen und mit den orangenen Zierstreifen als Erkennungszeichen versehen. Alle verfügten über Schwenkschiebetüren.
Bild in diesem Artikel im Beitrag vom 10.05.2011 im unteren Drittel.

Großraumwagen Apmz 122

Von den Wagen dieser Bauart wurde 1975/76 34 Stück gebaut (mit Schwenkschiebtür und Steildach). Sie hatten im Gegensatz zur vorherigen Bauart Apmz 121 nur 14 schmale Fenster im Sitzbereich, die beiden äußeren Fenster waren mit 1.400 Millimeter breiter. Das ist das sichtbare Unterscheidungsmerkmal der beiden Wagenarten. 
1983 erhielten sechs Apmz122 zur Verwendung im neuen Rheingold den charakteristischen orangenen Zierstreifen.
Bild im ersten Beitrag.

Speisewagen WRmh 132

Für den neuen Rheingold wurden drei Vollspeisewagen der Bauart WRmh 132 aufgearbeitet. Äußerliches Merkmal auch hier der orangene Zierstreifen und der gleichfarbige „Restaurant“-Schriftzug.
9. Bild im ersten Beitrag

Clubwagen WGmh 804

Für die neuen Rheingold Clubwagen wurden drei 1968 gebaute Großraumwagen Apmz 121 umgebaut. Elf Fenster wurden verschlossen, um innen eine Theke und einen Kiosk zu platzieren. Der Wagen erhielt auch Personalaufenthaltsraum, Personaltoilette, Wirtschaftsraum, Kocher, Kühlschrank, Spüle, Dunstabzugshaube und eine Zapfanlage für Bier vom Fass. Neben dem orangenen Ziertreifen wurde der gleichfarbige Schriftzug „Club Rheingold“ angebracht.
Ein Waggon ist z.B. heutzutage im DB Museum Koblenz-Lützel zu sehen, ein weiterer im DB-Museum in Nürnberg.



Die Wagen im Modell

Einzige Realisierung der Modelle erfolgte bisher durch die DM-Toys Sonderserie von Arnold im Jahr 2017. Es gibt zwei Sets:

 

Abteilwagen Avmz 111.1 

Großraumwagen Apmz 122

Speisewagen WRmh 132


Clubwagen WGmh 804

 

Modelle auch von Minitrix?

Minitrix hat den Rheingold '83 ebenfalls als Neuheit 2016 angekündigt, jedoch bisher noch nicht ausgeliefert. Stammzug und Flügelzug sollen jeweils als Set mit entsprechender Lok (Artikelnummer 11628 mit BR 103 bzw. 11627 mit BR 112) erscheinen. Pro Set sind je ein Apmz, ein Avmz und der entsprechende Speise- bzw. Clubwagen enthalten. Um den Zug auf die vorbildgerechte Länge zu bekommen, soll unter Artikelnummer 15679 ein Avmz als Ergänzungswagen einzeln erhältlich sein.

Die E-Lok BR 103.1  

Mit der Schnellzuglok der Baureihe 103 läutete die Bundesbahn die Ära der 200 km/h schnellen Züge ein. Nach den vier Vorserienloks 103.0 mit nur einem Lüfterband wurde 1970 mit der Auslieferung der Serien 103 begonnen. Die BR 103 war die erste Lok, bei der das rot-beige TEE-Farbschema von Anfang an angewendet wurde. Zu dieser Zeit hatten die DB E-Loks noch einen blauen oder grünen Anstrich. Die 103 war die Vorzeigelok der 70er und 80er Jahre und ist bei Eisenbahnfans untrennbar mit den Thema IC und TEE verbunden. Weitere Informationen zur Baureihe können z.B. hier nachgelesen werden.

Im Laufe ihres Einsatzzeitraums gab es viele Änderungen bei der technischen Ausstattung, Optik und der Lackierung. Die für diesen TEE vorbildliche 103 hat Einholmstromabnehmer, die klassische rot-beige Lackierung mit schwarzem Rahmen (ab den späten 70ern wurden einige Rahmen auch rot lackiert) und keine Schürzen mehr unterhalb der Pufferbohlen - diese wurden Anfang der 80er bei den Loks entfernt. Ob auf dem Bild vom 01.02.1987 eine Lok mit kurzem oder langem Führerstand und ob an der Frontpartie noch das klassische Gussschild oder schon der rot-weiße DB-Aufkleber zu sehen ist, kann man nicht erkennen. Beide Varianten wären wohl möglich. Die Loks mit der Nummer 103 216 bis 103 245 hatten einen um 700mm verlängerten Führerstand. Auf dem Foto vom 30.05.1987 sieht man an der Front das Gussschild. 

Die Lok im Modell

Über die Jahre gab/gibt es eine Vielzahl von Modellen der 103.1 in Spur N. Ob als Analog-, Digital- oder auch Soundausführung, die Auswahl ist groß. Hersteller wie Fleischmann, Minitrix und Arnold haben sich der formschönen E-Lok angenommen. Alle Loks aller Hersteller mit Artikelnummer möchte ich hier nicht auflisten, sondern nur ein Beispiel - meine eigene Lok in dieser Ausführung - nennen. Die bekannten Spur N-Datenbanken können hier ggf. einen besseren Dienst tun, verwenden aber leider oft für verschiedene Artikelnummer oder Ausführungen (bei Fleischmann haben verschiedene Ausführungen leider auch gleiche Artikelnummern) ein und dasselbe Foto. Daher ist bei der Variantenvielfalt der 103 ein genaues Hinschauen gefragt.
Gesucht wird eine Serien 103 mit Einholmpantograph, TEE-Lackierung mit schwarzem Rahmen, abgebauter Frontschürze und Gussschild an der Frontpartie. Auch „lange 103er“ gibt es seit kurzem von Fleischmann und Minitrix.

Fleischmann Artikel 7375, Betriebsnummer 103 142-6, analog, kurzer Führerstand, Gussschild.

Quellen: www.spurweite-n.de und www.spur-n-datenbank.de. Fotos: Georg Zebisch.

Die Wagenreihung

Zuglok ist eine BR 103.1 mit schwarzem Rahmen. Der TEE 15 besteht aus dem Stammzug mit vier Waggons, dieser führt den Restaurantwagen, und dem Flügelzug mit seinen vier Waggons incl. des Clubwagens. Der Flügelzug wurde in Mainz von Stammzug getrennt und fuhr als TEE 17 weiter nach München.

Bild 3 und 4 (Fotos Peter Bäuchle) im verlinkten DSO-Beitrag zeigt den TEE 15 im Abschnitt zwischen Emmerich und Mainz bei St. Goar am 01.02.1987.

 

Das Bild im Onlinebeitrag von „Bahn Extra“ zeigt mit gleicher Wagenreihung den Zug an seinem letzten Einsatztag bei Remagen am 30. Mai 1987.

 


Lok

1. Wagen

2. Wagen

3. Wagen

4. Wagen

...

Baureihe

BR 103.1

Apmz 122

Avmz 111

WRmh 132

Avmz 111



E-Lok

Großraum

Abteil

Speisewagen

Abteil


Hersteller

Fleischmann
Minitrix
Arnold

Arnold

Arnold

Arnold

Arnold


Art. Nr.


HNS4184

HNS4184

HNS4184

HNS4184


Bemerkung


Stammzug

Stammzug

Stammzug

Stammzug

...



...

5. Wagen

6. Wagen

7. Wagen

8. Wagen

Baureihe


Apmz 122

WGmh 804

Avmz 111

Avmz 111


 

Großraum

Clubwagen

Abteil

Abteil

Hersteller


Arnold

Arnold

Arnold

Arnold

Art. Nr.


HNS4221

HNS4221

HNS4221

HNS4221

Bemerkung

...

Flügelzug

Flügelzug

Flügelzug

Flügelzug

Zuglänge 8 Wagen mit Lok: 146 cm (Bilder klicken zum Vergrößern)

Zugbildungspläne TEE Rheingold: PDF, 22 Seiten

Weitere vorbildgerechte Zugbildung

Der TEE 15 (Stammzug) (1987) im Abschnitt Mainz --> Basel

Der Flügelzug wurde in Mainz abgetrennt. Für diesen Zug reicht neben der Lok ein Set HNS4184.

Lok

1. Wagen

2. Wagen

3. Wagen

4. Wagen

E-Lok BR 103

Großraumwagen

Abteilwagen

Speisewagen

Abteilwagen

Zuglänge: 80 cm 

Der TEE 7 (Stammzug) (Winter 1984) im Abschnitt Emmerich --> Basel

In der Zeit gab es den Flügelzug nicht. Neben beiden Arnold-Sets ist ein zusätzlicher Avmz Abteilwagen nötig. Diesen Wagen kann zum Beispiel aus der Serie "IC Südwind" aus 2014 von Arnold (Art. HN4076) stammen.

Lok

1. Wagen

2. Wagen

3. Wagen

4. Wagen

5. Wagen

6. Wagen

7. Wagen

8. Wagen

BR 103

Abteil

Abteil

Abteil

Abteil

Speise

Club

Abteil

Großraum

Zuglänge: 146 cm 
 

Der TEE 17 (Flügelzug) (1983) im Abschnitt Mannheim --> München

Ein "echter" TEE mit nur drei Wagen. Das ist auch für kleine Anlagen ein schönes Vorbild. Das Set HNS4221 kommt hier zum Einsatz.

Lok

1. Wagen

2. Wagen

3. Wagen

E-Lok BR 111

Großraumwagen

Clubwagen

Abteilwagen

Zuglänge: 61 cm 
 

Der TEE 17 (Flügelzug) (1986) im Abschnitt Mainz --> München (im Sommer bis Salzburg)

Der besprochene Flügelzug aus dem Arnold-Set HNS4221.

Lok

1. Wagen

2. Wagen

3. Wagen

4. Wagen

E-Lok BR 112

Großraumwagen

Clubwagen

Abteilwagen

Abteilwagen

Zuglänge: 77 cm 

Der TEE Rheingold im Film 

Ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1977 mit Buch und Regie von Niklaus Schilling und der Musik von Eberhard Schoener spielt fast ausschließlich im Trans-Europ-Express „Rheingold“. Hier ein 7-minütiger Ausschnitt, der den Zug und die Strecke am Rhein zeigt.

Literaturhinweise

  • Sonderhefte des Eisenbahn Journal, Special „1/2007 Die TEE-Story“
  • Sonderhefte des Eisenbahn Journal, Special „1/2011 Rheingold“
  • Goette Peter, „TEE-Züge in Deutschland“, EK-Verlag 2008
  • Goette Peter, „Rheingold Legende auf Schienen“, EK-Verlag 2014
  • Mertens Maurice und Malaspina Jean-Pierre, „Die Geschichte des Trans Europ Express“, alba Verlag 2009