Enndingen

Stadt an der Enn

Traktionen in DCC mit Consist CV19 - September 2015

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Einleitung - aus zwei mach eins

Im Digitalbetrieb hat jede Lok auf der Anlage bekanntlich ihre eigene, einzigartige Adresse über die sie ihre Befehle erhält. Haben zwei Loks dieselbe Adresse, reagieren auch beide gleichzeitig auf einen Fahr- oder Funktionsbefehl. Man kann dies nutzen, um auf simpelste Weise eine Doppeltraktion zu erhalten, allerdings ohne die Möglichkeit, die Loks auch unabhängig voneinander zu steuern. Mehr dazu auf dieser Seite aus 2006.

Größere Digitalzentralen bieten in der Regel das Bilden von Traktionen an. Sie realisieren dies meistens, indem sie die Fahrbefehle gleichzeitig an die zwei oder mehr Loks des Verbundes senden. Bei Einsteiger-Zentralen ist dies selten möglich. Es fehlt ihnen oft an Leistung und/oder an der entsprechenden Programmierung.

Traktionen für jeden!
Das DCC-Protokoll bietet im Lokdecoder über die CV19, die sogenannte Consist-Adresse (= Verbundadresse) dem Digitalbahner ohne Mitwirken einer Zentrale eine relativ einfache Möglichkeit, echte Traktionen zu bilden. Dies soll hier an mehreren, unterschiedlich komplexen Praxis-Beispielen gezeigt werden.
Beginnend mit einem Beispiel, das sich in einer Minute auch ohne Vorkenntnisse realisieren lässt, werden danach Schritt um Schritt die Möglichkeiten der Traktion in der Praxis vorgestellt. Gleichzeitig werden wir hierbei auch die komplexeren Zusammenhänge kennen und nutzen lernen.

Welche Modelle passen gut als Traktion zusammen?
Für Traktionen jeglicher Art eignen sich prinzipiell nur Loks mit vergleichbarer Geschwindigkeitskurve. Wie man gegebenenfalls das Fahrverhalten zweier Modelle für eine Traktion angleicht, wird in einem separaten Kapitel (Exkurs) weiter unten auf dieser Seite beschrieben.

Beispiel 1: Einfache Doppeltraktion in einer Minute bilden

Das erste Beispiel unterscheidet sich im Ergebnis nicht wesentlich von einer Adressangleichung zweier Modelle wie sie hier beschrieben wird. dafür werden aber auch keinerlei Voraussetzungen an die Digitalausrüstung verlangt und es zeigt die Wirkung der Consist CV19 in einem besonders einfachen Fall.

Wir nehmen eine V60 mit kurzer Lokadresse 60 und eine BR360 mit Adresse 360. Beide Modelle haben keine Funktionen, auch kein Licht.
Die Adresse des über die Consist-CV19 gesteuerten Verbundes muss im Bereich 1 ... 127 liegen. Hat eine Lok eine kurze Adresse, wie hier die V60, kann deren Adresse direkt als Adresse des Verbundes genutzt werden. Daher ist es ausreichend, nur die BR360 mit einer Consist-Adresse zu versorgen. 
Anmerkung: als kurze Adressen werden in DCC alle Lok-Adressen unter 128 verstanden.

Bilden der Traktion

  1. BR360 auf das Programmiergleis, Lok zur CV-Programmierung auswählen (Adresse 360). 
  2. CV19 = 60  (statt 0)  Consist-Adresse 60 einstellen, die Lok reagiert nun nicht mehr auf die Fahrbefehle über die Lokadresse 360. 
  3. BR360 auf die Anlage. Beide Loks fahren nun gemeinsam mit der Adresse 60.

Soll die Fahrtrichtung der BR360 im Verbund umgekehrt sein, sie also rückwärts fahren, wenn der Verbund vorwärts fährt, dann ist der Wert 128 auf die Consist-Adresse zu addieren.

  • CV19 = 188  (statt 0)  Consist-Adresse 60 mit umgekehrter Fahrtrichtung (60 + 128) einstellen. 

Bis dass die CV19 uns scheidet
Der Decoder der BR360 behält den Wert im Consist-Register auch nach Betriebsende, also wenn der Strom abgeschaltet wird. Die Lok reagiert daher auch beim nächsten Einschalten der Bahn nur auf die Traktions-Adresse 60. Die Traktion bleibt also so lange bestehen, bis sie aktiv aufgelöst wird.

Auflösen der Traktion 
Dazu löscht man die Traktions-Adresse im Consist-Register der BR360, d. h. man schreibt in die CV19 wieder die 0 (statt 60).
Wichtig: Zur CV-Änderung angesprochen wird eine Lok immer über deren normale Lokadresse, im Beispiel also die 360. Nicht die Consist-Adresse verwenden!

Beispiel 2: Last Mile-Traktion auf der Anlage bilden über POM 

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Exkurs: Angleichen des Fahrverhaltens von zwei Modellen

Für Traktionen jeglicher Art eignen sich prinzipiell nur Loks mit vergleichbarer Geschwindigkeitskurve. Gleiche Loks mit einem Decoder gleicher Bauart sind praktisch ideal. Auch eine Lok ohne Haftreifen kann mit einer anderen Lok recht gut kombiniert werden, selbst wenn die Geschwindigkeiten nicht gut passen. 

Um zwei Modelle möglichst in ihrer Fahrcharakteristik zu Harmonisieren, sind die folgenden vier CVs die wichtigsten Parameter

  • CV3: Beschleunigung. Wie lange braucht das Modell von 0 auf 100.
    Genauer gesagt stellt man damit die Zeit ein, die sich der Decoder selbst auferlegt, um in die nächste Fahrstufe zu schalten. Manche nennen diesen Parameter daher auch die Massesimulation.
    Im Ergebnis kommt bei einer hohen Verzögerung das Modell trotz eines abrupten "Vollgas" nur ganz sanft in Fahrt.
  • CV4: Verzögerung oder Bremszeit: Wie lange braucht das Modell, bis es zum Stand kommt.
  • CV5: Höchstgeschwindigkeit des Modells.
  • CV6: Geschwindigkeit bei "halber Kraft". Damit kann man einstellen, ob das Modell z.B. im unteren Bereich je Fahrstufe weniger Fahrt gewinnt, als in höheren Stufen (nichtlineares Verhalten).
    Achtung: diese CV haben nicht alle Decoder!

Aber auch mit viel Mühe lassen sich nicht alle Modelle einander angleichen. Vor allem ältere Loks fahren oft sehr schnell (Rennsemmel). Solche Getriebe lassen sich durch nachträgliches Digitalisieren zwar ganz gut "zähmen", die Laufkultur aktueller Modelle erreichen sie dennoch selten. 

Anmerkung: Es gibt Decoder, bei denen über eine Reihe von Stützpunkten eine Geschwindigkeitskurve konfiguriert werden kann. Auf diese eher selten genutzte Möglichkeit wird hier nicht eingegangen.