Enndingen

Stadt an der Enn

Traktionen in DCC mit Consist CV19 - Oktober 2015

Einleitung - aus zwei mach eins

Im Digitalbetrieb hat jede Lok auf der Anlage bekanntlich ihre eigene, einzigartige Adresse über die sie ihre Befehle erhält. Haben zwei Loks dieselbe Adresse, reagieren auch beide gleichzeitig auf einen Fahr- oder Funktionsbefehl. Man kann dies nutzen, um auf simpelste Weise eine Doppeltraktion zu erhalten, allerdings ohne die Möglichkeit, die Loks auch unabhängig voneinander zu steuern. Mehr dazu auf dieser Seite aus 2006.

Größere Digitalzentralen bieten in der Regel das Bilden von Traktionen an. Sie realisieren dies meistens, indem sie die Fahrbefehle gleichzeitig an die zwei oder mehr Loks des Verbundes senden. Gleiches gilt auch für programm-gesteuerte Anlagen, wo die Software im Rechner die Möglichkeiten der Digi-Zentrale erweitert.
Einsteiger-Zentralen bieten in der Regel keine Traktionen an. Es fehlt ihnen an der nötigen Prozessor-Leistung und/oder an der entsprechenden Programmierung.

Traktionen für jeden!
Das DCC-Protokoll bietet im Lokdecoder über die CV19, die sogenannte Consist-Adresse (= Verbundadresse) dem Digitalbahner ohne Mitwirken einer Zentrale eine relativ einfache Möglichkeit, echte Traktionen zu bilden. Dies soll hier an mehreren, unterschiedlich komplexen Praxis-Beispielen gezeigt werden.
Beginnend mit einem Beispiel, das sich in einer Minute auch ohne Vorkenntnisse realisieren lässt werden danach Schritt um Schritt die Möglichkeiten der Traktion in der Praxis vorgestellt. Gleichzeitig werden wir hierbei auch die komplexeren Zusammenhänge kennen und nutzen lernen.

Welche Modelle passen gut als Traktion zusammen?
Für Traktionen jeglicher Art eignen sich prinzipiell nur Loks mit vergleichbarer Geschwindigkeitskurve. Wie man gegebenenfalls das Fahrverhalten zweier Modelle für eine Traktion angleicht, wird in einem separaten Kapitel (Exkurs) am Ende dieser Seite beschrieben. Aber auch ohne das Ziel einer Traktion erhalten Sie nützliche Informationen über die Grundeinstellung einer Digitallok.

Beispiel 1: Einfache Doppeltraktion in einer Minute bilden 

Das erste Beispiel unterscheidet sich im Ergebnis nicht wesentlich von einer Adressangleichung zweier Modelle wie sie hier beschrieben wird. Dafür werden aber auch keinerlei Voraussetzungen an die Digitalausrüstung verlangt und es zeigt die Wirkung der Consist CV19 in einem besonders einfachen Fall.

Wir nehmen eine V60 mit kurzer Lokadresse 60 und eine BR360 mit Adresse 360. Beide Modelle haben keine Funktionen, auch kein Licht.
Die Adresse des über die Consist-CV19 gesteuerten Verbundes muss im Bereich 1 ... 127 liegen. Hat eine Lok eine kurze Adresse, wie hier die V60, kann deren Adresse direkt als Adresse des Verbundes genutzt werden. Daher ist es ausreichend, nur die BR360 mit einer Consist-Adresse zu versorgen. 
Anmerkung: als kurze Adressen werden in DCC alle Lok-Adressen unter 128 verstanden.

Bilden der Traktion

  1. BR360 auf das Programmiergleis, Lok zur CV-Programmierung auswählen (Adresse 360). 
  2. CV19 = 60  (statt 0)  Consist-Adresse 60 einstellen, die Lok reagiert nun nicht mehr auf die Fahrbefehle über die Lokadresse 360. 
  3. BR360 auf die Anlage. Beide Loks fahren nun gemeinsam mit der Adresse 60.

Soll die Fahrtrichtung der BR360 im Verbund umgekehrt sein, sie also rückwärts fahren, wenn der Verbund vorwärts fährt, dann ist der Wert 128 auf die Consist-Adresse zu addieren.

  • CV19 = 188  (statt 0)  Consist-Adresse 60 mit umgekehrter Fahrtrichtung (60 + 128) einstellen. 

Bis dass die CV19 uns scheidet
Der Decoder der BR360 behält den Wert im Consist-Register auch nach Betriebsende, also wenn der Strom abgeschaltet wird. Die Lok reagiert daher auch beim nächsten Einschalten der Bahn nur auf die Traktions-Adresse 60. Die Traktion bleibt also so lange bestehen, bis sie aktiv aufgelöst wird.

Auflösen der Traktion 
Dazu löscht man die Traktions-Adresse im Consist-Register der BR360, d. h. man schreibt in die CV19 wieder die 0 (statt 60).
Wichtig: Zur CV-Änderung angesprochen wird eine Lok immer über deren normale Lokadresse, im Beispiel also die 360. Nicht die Consist-Adresse verwenden!

Beispiel 2: Traktion im Anlagenbetrieb bilden über POM 

Diesmal soll der Betrieb auf der Anlage im Vordergrund stehen. Die technische Durchführung eines Verbundes haben wir bereits kennen gelernt. Diese Traktion soll nun direkt im Betrieb auf der Anlage zusammengestellt, gefahren und zuletzt wieder aufgelöst werden.

Was ist POM?
Zum Bilden einer Traktion im Betrieb ist eine Digi-Zentrale nötig, die das direkte Verändern von CVs einer auf der Anlage stehenden Lok ermöglicht. Die Lok muss also nicht auf das Programmiergleis, sondern wird auf dem sogenannten Hauptgleis (Main) mitten im Betrieb und ohne Gefahr der Beeinflussung anderer Digi-Loks programmiert. Diese Funktion einer Zentrale nennt man POM - Programming on Main.
Allerdings bieten nicht alle Zentralen POM an. Die Mobile Station 2 (MS2) kann POM. Auch die verbreitete Roco MultiMaus und die Z21/z21 von Fleischmann beherrschen POM.
Die Consist-CV19 ist geradezu prädestiniert, mittels POM während des Betriebs verändert zu werden. Man bildet oder löst den Verbund ohne eine Lok vom Gleis nehmen zu müssen.

Last Mile-Transport als Traktion
Die Enntalbahn hat den Auftrag, einen Zug aus Selbstentladewagen zu fahren. Die Strecke hat (in unserer Fantasie) Oberleitung bis relativ kurz vor dem Ziel die nicht elektrifizierte Nebenbahn abzweigt. Für den letzten, kleinen Teil der Reise wird also eine Diesellok gebraucht. Diese Konstellation nennt man auch das Last Mile-Problem, welches die Enntalbahn durch eine Traktion aus einer E-Lok und einer Diesellok löst. Dies ist derzeit am wirtschaftlichsten für das Unternehmen. Andere Bahnunternehmen sehen dies auch so, die zum Beispiel, oder die, oder die und die auch.
Beim Vorbild wird die Diesellok auf der Hauptstrecke natürlich antriebslos mitgezogen. Im Modell haben beide Loks permanenten Antrieb und müssen daher als Verbund zusammen fahren.


 

  1. Die rote Diesellok BR212 (kurze Adresse 12) hat das Rangierlicht an, fährt vor den Zug und kuppelt. Dann zieht der Lokführer die Güterwagen auf die Hauptstrecke und stellt den Zug mit Rotlicht ab.
  2. Die grüne E-Lok BR140 (Adresse 1402), ebenfalls mit Rangierlicht, fährt vor die BR212 an die Spitze des Zuges und kuppelt.
  3. POM CV19 = 12  die E-Lok ist in der Traktion. Nun noch Rangierlicht aus und drittes Spitzenlicht an. Die Funktionen schalten wir wie gewohnt bei der E-Lok. Bei einer Traktion über die CV19 verbleiben die Funktionen bei der jeweiligen Lok (falls nicht anders gewünscht). Mann kann also sagen, die CV19 ist der Entzug der Fahrerlaubnis.
  4. Unsere Traktion fährt los und bringt den Zug zum letzten Bahnhof vor dem Abzweig der Nebenstrecke. Gefahren wird der Verbund auf der Anlage über die Steuerung der Diesellok (Adresse 12).
  5. POM CV19 = 0  auf die Adresse der E-Lok. Das Modell fährt nun wieder solo und tauscht in einer Rangierfahrt mit der roten BR212 den Platz an der Spitze des Zuges.
  6. POM CV19 = 12  und danach noch Schaltbefehle an die E-Lok damit alle Lichter in und an der Lok  ausgeschaltet sind; beide Pantos sind gesenkt.
    Der Lokführer besteigt die BR212 und schaltet das Spitzenlicht an, nicht aber das rote Rücklicht. Die Diesellok fährt die Traktion auf die Nebenbahn und stellt den Güterzug zu.

 





Das Beispiel zeigt, wie durch wenige POM-Kommandos auf die Consist-CV ein spannender Betriebsablauf auf der eigenen Anlage nachempfunden werden kann. Ich hoffe, es lädt zum Nachmachen ein. 

Wunsch: POM per F-Taste
Noch bequemer wäre das Spiel der Traktionen, wenn sich ein POM-Befehl auf eine Funktionstaste des digitalen Reglers legen ließe. Besonders einfach wäre es, wenn beim Aktivieren bzw. Deaktivieren der F-Taste je ein unterschiedlicher Wert senden ließe. So könnte eine einzige F-Taste eine Lok in und wieder aus einer Traktion bringen.

Anfahrverzögerung: eine Lok mit, die andere ohne Sound 

Loks mit Sound haben meist eine Anfahrverzögerung, um dem Sound Zeit zu geben, den virtuellen Motor auf Touren zu bringen. Ist der Sound aus, fährt die Lok gleich los. So wie das Modell ohne Sound auch. 
Wenn nun aber eine Traktion mit einer Sound-Lok und einer ohne gebildet wird, fahren die Modelle nicht gemeinsam los. Es ist daher sinnvoll, die Anfahrverzögerung anzupassen. Entweder man setzt sie bei der leisen Lok hoch oder bei der lauten herunter.

Beispiel: D&H (Trix) 
Bei den Decodern von D&H ist die CV63 für die Anfahrverzögerung zuständig. Verzögerung für beide: hat die Soundlok eine Verzögerung von zum Beispiel 45, schreibt man denselben Wert in die Lok ohne Sound.
Auch dafür eignet sich POM ideal.
Bei der aktuellen Decoder-Firmware wurde die Möglichkeit geschaffen, die in CV63 festgelegte Verzögerung über eine F-Taste ein- bzw. auszuschalten. In CV124 wird über den Wert 1 .. 8 die entsprechende F-Taste festgelegt. 
Weitere Hinweise zur Anfahrverzögerung hier, beim Pimp 1.

Beispiel 3: BR217 Doppeltraktion mit doppelt Sound - F-Tasten in einer Traktion

Nachdem wir nun recht viel über das Bilden und Fahren einer Traktionen gelernt haben, wird es Zeit, mehr ins Detail zu gehen. Dieses Beispiel ist daher recht anspruchsvoll, zeigt uns aber dafür was möglich ist, wenn man sich nicht scheut, tiefer in die Digitaltechnik einzusteigen.
Bei den beiden identischen Modellen einer BR217 von Trix (Art. 16271) sind neben dem Betriebsgeräusch auch noch zahlreiche weitere Sound- und Lichtfunktionen abrufbar. Die Loks haben die Adressen 2171 und 2172, also beides "lange" Adressen. Somit müssen beide Loks für eine Traktion die Traktions-Adresse erhalten, da Traktionen bekanntlich eine Adresse kleiner 128 haben.

Vorversuch: Traktion aus einer Lok

Für die spätere Doppeltraktion ist also eine eigene Adresse nötig, da die Lokadressen nicht in Frage kommen. Daher legen wir in der Lokliste eine virtuelle Lok mit Adresse 17 an. Die gewählte Adresse für unsere Traktion darf nicht bereits durch ein reelles Modell belegt sein - es würde ja sonst "mitfahren".

Im Beispiel 2 haben wir gelernt, dass die Funktionen einer Lok bei der Lokadresse verbleiben. Fahren wir nun unsere Soundlok mit der Traktionsadresse, können wir auch nichts weiter als fahren. Das ist bei so einem Funktionsmodell sicher nicht der Knaller.

Zwei CVs für die Funktionen bis F12
Um dies zu ändern, sind die CV21 und CV22 da. Sie bestimmen, welche Funktionen der Lok für die Traktion aktiviert werden. Dieses Übertragen der Funktionen an die Traktion ist jedoch nur für F0 - F12 vorgesehen. Für Funktionen ab F13 ist dies nicht möglich, sie sind immer nur über die Lokadresse abzurufen.
Und leider noch ein aber: während die Consist-CV19 alle Decoder anbieten, gilt dies nicht für die CV21, CV22. Das Decoder-Handbuch sollte darüber Aufschluss geben. Die von Trix verbauten Decoder von D&H jedenfalls bieten die beiden CVs an. 

Eine Auswahl der Lok-Funktionen der BR217 (ähnlich vieler weiterer Trix Soundmodelle)
F0   Spitzenlicht
F1   Licht im Führerstand
F2   Betriebsgeräusch (Dieselmotor)
F3   Signalhorn hoch
F7   Signalhorn tief
F9   Hilfsdiesel
F11 Schaffnerpfiff 

Bitte ein Bit
Eine CV ist ein Register mit 8 Bit, wobei jedes Bit als ein Ein-/Ausschalter wirkt. Die Grundlagen dazu, auf die ich hier nicht näher eingehen will, sind zum Beispiel hier oder hier nachzulesen.

Beispiele für CV21
Die 8 Bits - nummeriert von 0 .. 7 - der CV21 sind für die Tasten F1 .. F8 zuständig. Bit0 für F1, Bit1 für F2 usw.
CV21 = 0      Werkseinstellung, alle Funktionen schaltet die Lokadresse
CV21 = 2      = Bit1 = F2 = Dieselmotor schaltet jetzt die Traktionsadresse
CV21 = 68    = 4+64 = F3 + F7 an Traktion
CV21 = 71    = 1+2+4+64 = F1, F2, F3, F7 an Traktion
CV21 = 255  Alle Funktionen von F1 .. F8 an Traktion

Beispiele für CV22
Bits 0 und 1 dieser CV sind für das Licht vorwärts bzw. rückwärts zuständig. Für die Lichter auf beiden Seiten der jeweiligen Fahrtrichtung wohlgemerkt, nicht für das weiße bzw. rote Licht getrennt. In den meisten Fällen ist es daher sinnvoll, beide Bits zu übernehmen.
Die Bits 2 .. 5 der CV22 stehen für F9 .. F12.
CV22 = 0    Werkseinstellung, alle Funktionen schaltet die Lokadresse
CV22 = 3    = 1+2 = F0 (Licht) in beiden Fahrtrichtungen an Traktion
CV22 = 23  = 1+2+4+16 = F0, F9, F11 an Traktion
CV22 = 63  Alle Funktionen F0, F9 .. F12 an Traktion

Hinweise zum Praxis-Einsatz

  • Auch die CV21, CV22 sind bestens geeignet über POM konfiguriert zu werden.
  • Eine an die Traktion übergebene Funktion ist bei der Lokadresse nicht mehr abrufbar.
  • Eine Funktion kann vom Modell nur an dieselbe F-Taste bei der Traktion übergeben werden (es gibt also kein Traktions-Mapping). Bei Modellen, die vergleichbare Funktionen auf jeweils verschiedenen F-Tasten haben, kann die Traktion diese daher nicht gemeinsam schalten. Das kann je nach Funktion in der Praxis aber auch vorteilhaft sein.
    Ist eine gemeinsame Steuerung über die Traktionsadresse unbedingt gewünscht, bleibt noch die Option, die Funktion bei der jeweiligen Lok auf die geplante "gemeinsame" F-Taste zu legen. Ein konkretes Beispiel findet sich hier im Pimp 6.
  • Sehr gut: selbst wenn eine Funktion wie das Betriebsgeräusch bei der Lokadresse verbleibt und folglich auch dort aktiviert wird, wird der Motor dennoch beim Fahren über die Traktionsadresse situationsgerecht beschleunigen.
  • Soundloks haben oft eine besondere Anfahrverzögerung um dem Betriebsgeräusch Gelegenheit zum "Hochdrehen" zu geben. Diese Verzögerung wiederum wird ohne Sound ggf. deaktiviert, da sie dann unsinnig wirkt. Auch Modelle ohne Sound verzögern in der Regel nicht. Dies ist beim Zusammenstellen und dem Betrieb der Traktion ggf. zu beachten. Auch für die Verzögerung gibt es CVs ... 
  • Mit dem Löschen der Traktionsadresse CV19=0 werden auch die Funktionen zurückgegeben. Ein Löschen der CV21, CV22 ist daher nicht nötig - und auch nicht sinnvoll.
  • Bei Decodern ohne CV21, CV22-Funktionalität bleibt nur die Option, die Funktionen bei der Lokadresse zu schalten.

 

Doppeltraktion konkret und kompakt

Unseren Personenzug mit der BR217 Doppeltraktion an der Spitze haben wir wie folgt zusammengestellt:      

      <Lok2171>     +  <Lok2172>      +    <Personenwagen 1>        +     <Personenwagen 2>       +     <...

Für die Traktion vorgesehene Funktionen
Nur die Lok 1 zeigt Spitzenlicht vorne (oder ggf. rot beim Schieben mit Steuerwagen voraus) und hat einen  beleuchteten Führerstand, die wir beide über die Traktion schalten. Alle anderen Lichter sind aus. Die Motoren beider Loks soll gemeinsam die Traktion schalten (das ist ein besonderes Erlebnis!). Darüber hinaus übernimmt die Traktion noch die zwei Hornsignale der Lok 1 und den Schaffnerpfiff von Lok 2.

Die Traktions-Konfiguration für die führende Lok 2171 ist:

  • CV21 = 71  = Führerstand (F1), Diesel (F2), Horn hoch (F3), Horn tief (F7)
  • CV22 =   3  = Licht (F0)
  • Mit Funktion F6 bei der Lokadresse schalten wir das Licht am Führerstand 2 aus
  • CV19 = 17  = Lok in Traktion

Die Traktions-Konfiguration für die zweite Lok 2172 ist:

  • CV21 =   2  = Diesel (F2)
  • CV22 = 16  = Schaffnerpfiff (F11)
  • CV19 = 17  = Lok in Traktion

An Bahnsteig 2 bitte einsteigen, Türen schließen selbsttätig, Vorsicht bei der Abfahrt des Zuges.

Beispiel 4: Traktion aus zwei Triebzügen BR648 LINT

Das nachfolgende Kapitel widmet sich der Traktion von Modellen, wie es diese derzeit von der Stange (noch) nicht zu kaufen gibt. Die besonderen Funktionen des LINT (mit und ohne Sound) nach dem Umbau durch Hr. H. Maile findet sich hier. Die Modelle haben jetzt separat schaltbare Spitzen- und Rücklichter. Des weiteren können nun die Beleuchtung des Führerstandes, des Fahrgastraumes und der Zugzielanzeige unabhängig voneinander geschaltet werden. 
In einer Traktion sollen die Lichter in beiden Einheiten angesprochen werden. Die Funktionen sind daher an die Traktion zu übertragen.

Ein Triebzug wird typisch als Wendezug betrieben. Je nach Fahrtrichtung ist an der Spitze weißes Licht und ggf. Führerstand und am Ende das rote Licht geschaltet. Bei einer Traktion von zwei Triebzügen ergibt sich daher die Aufgabe, die Lichter und die Führerstandbeleuchtung an der gekuppelten Seite abzuschalten, so dass kein Licht den anderen Triebzug anstrahlt. Für den ersten Zug muss also die hintere und für den zweiten Zug die vordere Seite dunkel bleiben.

 

Aktuelle Digital-Modelle erlauben daher auch ohne Umbau das Abschalten der Lichter auf einer Seite des Zugs. Diese Funktion wäre vor dem Bilden der Traktion zu aktivieren und nach dem Auflösen der Traktion zu deaktivieren (und schließt hoffentlich das Führerstandlicht mit ein). Bequemer wäre es, wenn eine CV vorgibt, welche Seite im Falle einer Traktion (und nur dann) abzuschalten ist. Die erweiterte Programmierung von Hr. Maile bietet genau dies.

Konfiguration des ersten LINT. Er hat Sound und F0 .. F15 sind belegt. 

  • CV21 = 255  F1 .. F8 an Traktion
  • CV22 =   63  F0, F9 .. F12 an Traktion   - oder alternativ mit Bit6 -
  • CV22 = 127  F0, F9 .. F12 und F13 .. F20 an Traktion (nur mit Hr. Mailes Code möglich)
  • CV121 =   2  In einer Traktion den hinteren Führerstand abschalten

Konfiguration des zweiten LINT. Er hat nur Lichtfunktionen, aber auf der jeweils gleichen F-Taste.

  • CV21 = 124  F3 .. F7 an Traktion (theoretisch könnte man alle, auch nicht belegte übergeben)
  • CV22 =     3  F0 an Traktion
  • CV121 =   1  In einer Traktion den vorderen Führerstand abschalten

Damit sind die Modelle vorbereitet. Mit nur zwei POM an die CV19 bildet man wie weiter oben beschrieben die Traktion oder löst sie auf. 

Eigene Traktionsadresse oder lokabhängige Traktion?

Welche Strategie ist besser? Es gibt keine optimale Lösung. Je nach Situation und Modelleigenschaften ist es im einen Fall besser oder sogar nötig, der Traktion eine eigene, lokunabhängige Adresse zu geben. Ein anders gelagerter Fall legt die Traktion auf Basis eine Lok mit niedriger Adresse nahe. 

Vorteile einer Traktion mit eigener Traktions-Adresse

  • Keine bestimmte Lok ist unbedingt Teil der Traktion. Es können zum Beispiel Lokzüge oder Triebzüge aus immer wieder unterschiedlichen Modellen zusammengestellt werden.
  • Die an die Traktion zu übergebenden Funktionen sind bei jeder Lok über CV21, CV22 wählbar. Eine reelle Lok hingegen bestimmt mit ihren Funktionen auch die der Traktion.
  • Wie im Beispiel gezeigt sind spezielle Traktions-Funktionalitäten für ein Modell realisierbar.
  • Kein Modell der Traktion muss unbedingt eine niedrige Adresse haben.

Vorteile einer Traktion auf Basis einer Lok mit niedriger Adresse

  • Weniger Schritte zum Bilden und Auflösen der Traktion sind nötig.
  • Es muss keine niedrige Adresse für die Traktion freigehalten werden. Über 100 mögliche Adressen sind allerdings auch ausreichend.
  • Funktionen ab F13 können in der Traktion abgerufen werden, sofern diese die Lok mit der (niederen) Traktions-Adresse bereitstellt.

E40 Zwillinge als Traktion 

Ein weiteres Beispiel welche Vorbild-Situationen sich mit Traktionen nachempfinden lassen, findet sich auf dieser Seite, bei der sich alles um zwei E-Loks der Baureihe 140 dreht.

Exkurs: Angleichen des Fahrverhaltens von zwei Modellen

Für Traktionen jeglicher Art eignen sich prinzipiell nur Loks mit vergleichbarer Geschwindigkeitskurve. Gleiche Loks mit einem Decoder gleicher Bauart sind praktisch ideal. Auch eine Lok ohne Haftreifen kann mit einer anderen Lok recht gut kombiniert werden, selbst wenn die Geschwindigkeiten nicht gut passen. 

Um zwei Modelle möglichst in ihrer Fahrcharakteristik zu Harmonisieren, sind die folgenden vier CVs die wichtigsten Parameter

  • CV3: Beschleunigung. Wie lange braucht das Modell von 0 auf 100.
    Genauer gesagt stellt man damit die Zeit ein, die sich der Decoder selbst auferlegt, um in die nächste Fahrstufe zu schalten. Manche nennen CV3 und CV4 daher auch die Massesimulation.
    Im Ergebnis kommt bei einer hohen Verzögerung das Modell trotz eines abrupten "Vollgas" nur ganz sanft in Fahrt.
  • CV4: Verzögerung oder Bremszeit: Wie lange braucht das Modell, bis es zum Stand kommt.
  • CV5: Höchstgeschwindigkeit des Modells.
  • CV6: Geschwindigkeit bei "halber Kraft". Damit kann man einstellen, ob das Modell z.B. im unteren Bereich je Fahrstufe weniger Fahrt gewinnt, als in höheren Stufen (nichtlineares Verhalten).
    Achtung: diese CV haben nicht alle Decoder!

Fahrkultur beim Anfahren
Gelegentlich ist noch in CV2 die sogenannte Anfahrspannung oder Minimal-Geschwindigkeit interessant. CV2 bestimmt die Fahrstufe bei der die Lok beim Losfahren den "ersten Mucks" macht. Je höher der Wert, desto deutlicher ein Ruck beim Losfahren. Je nach Modell ist aber auch ein kräftiger "Klaps auf den Hintern nötig", damit die Lok sich in Bewegung setzt. Andererseits wird ein zu niedriger Wert beim Anfahren zu einem unruhigen Lauf und Ruckeln führen.
Den Wert von CV2 also so weit vermindern, bis sich das Anfahren verschlechtert. Wenn dies nicht der Fall ist kann gerne ein Wert von 1 für die CV2 genommen werden.

Ein konkretes Beispiel einer Anpassung mit den von mir gewählten Werten findet sich hier.

Aber auch mit viel Mühe lassen sich nicht alle Modelle einander angleichen. Vor allem alte Analog-Loks fahren oft sehr schnell (Rennsemmel) und rau (hohe CV2 nötig). Solche Getriebe lassen sich durch nachträgliches Digitalisieren zwar ganz gut "zähmen", die Laufkultur aktueller Modelle erreichen sie dennoch selten. 

Anmerkung I: Es gibt Decoder, bei denen über eine Reihe von Stützpunkten eine Geschwindigkeitskurve konfiguriert werden kann. Auf diese eher selten genutzte Möglichkeit wird hier nicht eingegangen.

Anmerkung II: Die Lastregelung, also das Einhalten der gewählten Geschwindigkeit unter wechselnder Last (Berg und Tal) ist bei aktuellen Decodern Standard. Einige Decoder erlauben den Eingriff in das Regelverhalten, das sich aus drei Komponenten, P, I und D genannt, zusammensetzt. Für Traktionen kann man dann ein weiches (gutmütiges) Regelverhalten einstellen. Dies soll jedoch ebenfalls nicht Gegenstand dieses Beitrags sein, da dies je nach Decodertyp sehr verschieden gehandhabt wird.